Mein Kulturcampus
Wohnwelten und Klangwelten
Frank Junker, Chef der ABG FRANKFURT HOLDING
Herr Junker, angenommen Sie sollten es einem Freund in München beschreiben: Was ist der Kulturcampus Frankfurt?
Ich würde ihm sagen, dass in Frankfurt am Main in den nächsten Jahren etwas ganz Außergewöhnliches passiert. Wir wollen Wohnen für alle, Kultur für alle und Büros für eine Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts schaffen. Das Reizvolle an dieser Aufgabe ist es, neue Zusammenhänge zwischen Wohnwelten und Klangwelten entstehen zu lassen. So entstehen Heimat und Internationalität gleichzeitig an einem Ort. Mit dem Kulturcampus schaffen wir die Verbindung zwischen zwei unterschiedlichen Quartieren, die sich gegenwärtig in den Stadtteilen Westend und Bockenheim finden.
Also ist der Kulturcampus auch ein sozialpolitisches Projekt?
Wir wollen nicht einfach das großbürgerliche Westend in Richtung auf das bodenständigere Bockenheim verlängern. Es muss für jeden Frankfurter möglich sein, auf dem Kulturcampus eine Wohnung zu finden und sich das Wirken der Musiker und Tänzer zu erschließen.
Bevor Sie das 16,5 Hektar große Areal erworben haben, sorgten sich Kritiker darum, Sie strebten eine Luxussanierung der Quartiere an. Wohnen für alle klingt anders?
Es klingt nicht nur anders, es ist anders. 40 Prozent der Flächen, die wir auf dem Kulturcampus Frankfurt schaffen wollen, sind für Wohnungen vorgesehen, 60 Prozent für die Kultur und Büros. Das ist doch eine gute Mischung.
Gibt es für Ihr Unternehmen Vorbilder, an denen Sie sich für das Projekt orientieren könnten?
In dieser Größenordnung noch nicht. Eine Fläche von 16,5 Hektar, die es mitten in der Stadt zu entwickeln gilt, das ist schon eine Herausforderung der besonderen Art. Mit dem Bebauungsplan haben wir einen städtebaulichen Rahmen, an dem wir uns orientieren können. Die Details aber sollen die Planungswerkstätten hervorbringen. Deren Ergebnisse sind dann gleichsam die Orientierungen, nach denen sich der Architektur-Wettbewerb im nächsten Jahren zu richten hat.
Es hat lange gedauert, bis die Verhandlungen zwischen Stadt und Land zu einem Ende gekommen sind. Woran lag das?
Wir haben mit der Unterzeichnung des Letter of Intend im März 2011 noch einmal richtig Schwung bekommen, das Land fand über Finanzminister Thomas Schäfer mit der antriebsstarken Oberbürgermeisterin Petra Roth und meiner Wohnungsbaugesellschaft ABG zusammen. Beide Parteien vereinbarten, sich an der Expertise des Gutachterausschusses zur Findung des Kaufpreises orientieren zu wollen. Damit hatten wir eine gute Grundlage für unsere Verhandlungen, die zügig ein Ende fanden.
Wer sorgt jetzt für den nächsten großen Wurf?
Wesentlich ist für Stadt und ABG, dass die weitere Entwicklung aus einer Hand kommt. Städtebau und Architektur lassen sich nicht voneinander trennen.
Setzen Sie auf Investoren?
Es gibt bei Investoren großes Interesse an dem Kulturcampus. Aber ich ermuntere sie zum Ausharren. Jetzt geht es zunächst einmal darum, was die Planungswerkstätten hervorbringen.
Frank Junker ist Vorsitzender der Geschäftsführung der ABG FRANKFURT HOLDING, die das Areal für den Kulturcampus Frankfurt erworben hat.