Mit dem Stadtgespräch der FR geht die Debatte um den Kulturcampus in die nächste Runde

 

 

Es sollte der Auftakt zur nächsten Diskussionsrunde sein. Schließlich gibt es über das ehrgeizige Projekt Kulturcampus Frankfurt viel zu beraten. Die FR stellte sich mit ihrem Stadtgespräch im Depot Sachsenhausen am Mittwochabend an den Anfang der zweiten Runde und versammelte die zentralen Protagonisten des Vorhabens.

 

Doch aufmerksame Beobachter wie der Architekt Lothar Augustin zeigten sich nach anderthalb Stunden der Diskussion eher etwas enttäuscht. „Ich habe das Gefühl, dass wir in den Planungswerkstätten schon weiter waren“, sagte der Mann, der auch Teilnehmer der Planungswerkstätten zum Kulturcampus zu Beginn des Jahres gewesen ist.

 

 

Auf dem Podium tauschten sich Frank Junker, der Geschäftsführer der ABG Frankfurt Holding, Kulturdezernent Felix Semmelroth, der Präsident der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Thomas Rietschel, Gabriela Fargiorgio vom Verein Offenes Haus der Kulturen und der Kulturmacher Walter Ybema aus. Die FR-Redakteure Claus-Jürgen Göpfert und Georg Leppert moderierten die Diskussion, bei der zur Sprache kam, dass der auf Grundlage des Konsensplans erarbeitete Strukturplan inzwischen an den Magistrat der Stadt Frankfurt übergeben worden ist, die Debatte damit auch die parlamentarische Ebene erreicht hat. Bis Ostern sollen die Stadtverordneten auf dieser Grundlage über einen Bebauungsplan für das 16,5 Hektar große Quartier zwischen dem Westend und Bockenheim entscheiden.

 

Wirtschaftlichkeit oder Ästhetik?

Auch an diesem Abend ging es um das Philosophicum, über dessen Fortbestand der Denkmalschutz noch zu befinden hat. Kulturmacher Walter Ybema sprach sich für den Erhalt des Philosophicums aus, weil er in ihm „einen Widerstand gegen eine Art von Ästhetik“ sieht, die er für Frankfurt nicht für richtig hält. ABG-Chef Frank Junker rechnete vor, dass die Kosten einer Sanierung zu höheren Kosten von Mietwohnungen führen würden als die, die nach einem Abriss und dem schließlichen Neubau für Wohnungen an dieser Stelle entstünden (www.kulturkampusfrankfurt.de berichtete).

 

Auch wenn Junker einen Abriss befürwortet, zumal dann auch noch mehr Wohnraum entstehen könne, will er das nicht als Absage an (gemeinschaftliche) Wohnprojekte verstanden wissen: „Wohnprojekte sind doch nicht an ein Gebäude gebunden“, hob der ABG-Chef hervor. Eine klare Absage erteilte Junker allerdings einer in der Frankfurter Rundschau tags zuvor geäußerten Idee. Dort war vorgeschlagen worden, das Philosophicum einfach zu verschenken. Auf dem Podium machte Junker deutlich, dass er das schon aus rechtlichen Gründen nicht dürfe.

 

Kulturdezernent Felix Semmelroth würdigte die „kulturhistorische Bedeutung“ und den Denkmalwert des Philosophicums, gab aber zu, dass er dieses von dem Architekten Ferdinand Kramer erbaute Gebäude als „kalt“ und „abweisend“ empfinde, selbst wenn es ein „prägendes Gebäude“ sei. Auch, wenn er die Argumente des ABG-Chefs für „bedenkenswert“ hält, ist für ihn der „Reflexionsprozess zum Philosophicum noch nicht abgeschlossen.“ Er plädierte dafür, ästhetische und wirtschaftliche Gründe gut abzuwägen.

 

Teilnutzung der Uni-Bibliothek?

Ein weiterer Diskussionspunkt war die zukünftige Nutzung der heutigen Uni-Bibliothek. Während der Präsident der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Thomas Rietschel, wiederholte, dass die Bibliothek nicht für seine Institution nutzbar sei und er sich allenfalls eine „Teilnutzung“ vorstellen könne, verwies Junker auf eine der Grundlagen des Kulturcampus: die Zusage des Landes Hessen, dass der nördliche Teil des Geländes der Hochschule zur Verfügung stehen solle.

Kulturdezernent Semmelroth unterstrich die Bedeutung der Hochschule für das Projekt Kulturcampus: Die Musikhochschule sei gleichsam der Nukleus für dieses zentrale Vorhaben der Stadtentwicklung.

 

Im FR-Depot blieb schließlich Raum, bisher Erreichtes in der Diskussion über den Kulturcampus zu würdigen: Frank Junker erinnerte daran, dass es innerhalb nur eines halben Jahres gelungen war, den Vertrag mit dem Land Hessen zu besiegeln, um das Areal entwickeln zu können. Und dass man es geschafft habe innerhalb eines weiteren halben Jahres mit Bürgerbeteiligung einen Konsensplan zum Kulturcampus zu erarbeiten, an dem sich nun die Stadtverordneten orientieren könnten. So zeigte sich Kulturdezernent Felix Semmelroth zuversichtlich, dass „dieses Projekt klappt“, und dass mit dem Kulturcampus etwas entsteht, „das es so in Deutschland nicht gibt.“ Eine Chance, die auch Thomas Rietschel sieht: „Der Kulturcampus ist eine faszinierende Idee und eine unglaubliche Chance für Frankfurt.“ Das sollte in der nächsten Runde der Debatte nicht aus den Augen geraten.

Faszinierende Idee, unglaubliche Chance